Sein Konzept „Frische, Regionalität und Nähe zum Kunden“ hat sich bis heute bewährt. Seit 2015 ist er Inhaber und beschäftigt vorzugsweise Menschen, die sich in der Landwirtschaft auskennen. „Die Kundschaft von heute ist gut informiert und fragt detaillierter nach. Da haben wir den Vorteil, dass wir dank der gewachsenen Beziehungen zu unseren Lieferanten sozusagen aus dem Nähkästchen über den Bauern, den Anbau und die Tierhaltung plaudern können.“
Auch das wechselnde Angebot sei manchmal erklärungsbedürftig, sagt Schluseneck und nennt ein Beispiel: „In der Saisonzeit mangelt es Montagmorgens natürlicherweise an frisch gepflückten Bio-Erdbeeren.“ Scherzhaft fügt er hinzu: „Selbst wenn ich nur drei Gurken hätte, gäbe es dafür plausible Gründe.“ Natürlich hat er mehr und sein Biokost-Sortiment ist für seinen kleinen Laden erstaunlich groß. Allein vier Bio-Bäckereien sorgen für täglich frische Backwaren, Bio-Winzer liefern vegane Weine, es gibt unverpackte Ware, eine gut bestückte Käsetheke und vieles mehr.
Dazu hat der Gemüseladner gerne einen verschmitzten Spruch auf Lager. Durch den oft persönlichen Draht zu seinen Kunden erntet er seinerseits einen großen Vertrauensvorschuss. Viele sind seinem Geschäft im Altdorf treu und schätzen den freundlichen, scherzhaften Plausch. Selbst in der Corona-Zeit, als er aufgrund der Ladengröße nur zwei Kunden einlassen durfte, warteten sie geduldig draußen in der Schlange. Und bei Regen spannte er ihnen einen Schirm über die Eingangstür. Zunächst fragten sie nach immunstärkenden Produkten wie Ingwer, Zitrusfrüchten und Paprika. Je länger die Restaurants geschlossen waren, fokussierten sich auch neue Kunden auf den originalen Geschmack von Bioland-Produkten. „Steckrübe und Meerrettich wurden wieder entdeckt, die Ringel-Bete machte Furore“, erzählt Schluseneck und betont die gute Seite: „Viele haben mit ihrer Familie zusammen gekocht, gute Qualität war ihnen dabei wichtig.“
Parallel ist die Nachfrage nach Bio-Lieferdiensten wie z. B. Lotta Karotta gestiegen, die auch immer Wissenswertes über ihre Produkte mitgeben. Doch schon seit vielen Jahren ist der lyrische Leitsatz von Volker Schluseneck: „Hast du Kohldampf oder Brande, suchst ‘nen Schwatz so ganz am Rande, kann ‘n kleiner Gang nicht schaden, nach Geismar in’ Gemüseladen …“
Das vollständige Gedicht findet sich auf seiner Webseite wieder. Es ist eben die Nähe, die besonders ist.
Im September wird der ehemalige Trendsetter als mittlerweile ein Urgestein in der enormen Bioladen-Dichte Göttingens sein 30-jähriges Jubiläum feiern. In der Hoffnung, dass trotz der Preiserhöhungswelle den Kunden das gute und bewusste Essen, die Unterstützung der regionalen Landwirtschaft und Bioläden sowie die Wertschätzung durch faire Preise bedeutsam bleibe.
Fotos: © Michael Seiler