Ein letztes Mal früh aufstehen, ins Büro fahren, Unterlagen ablegen, sortieren, weitergeben, sich im Büro nett unterhalten, Tschüss sagen, heimfahren. Das, was jetzt kommt, ist nicht Feierabend, sondern: Rente.
Endlich täglich ausschlafen! Doch was so verheißungsvoll klingt, wirkt nach einigen Tagen oder Wochen schal. Irgendwann hat man sich selbst mit Freunden aus alten Zeiten auf den aktuellen Stand gebracht, Besuche von Enkelkindern sind nicht mehr aufregend, Ausflüge sind gemacht, der Trott tritt ein. Der Sinn des Lebens. Wo war der nochmal?
Eine gute Frage, die zu Dagmar Pairan führen kann. „Zu mir kommen u. a. Menschen, die es satt haben, sich nicht mehr gebraucht zu fühlen, die Gemeinschaft suchen und solche, die neugierig auf etwas Neues in ihrem Leben sind. Manchmal haben sie auch nur das diffuse Gefühl, dass etwas in ihrem Leben fehlt“, erläutert die Projektleiterin der Freiwilligenagentur Göttingen (FWA). Der tiefe Fall ins Nichts-tun oder das Gefühl, nicht mehr nützlich zu sein, weckt bei vielen SeniorInnen die Lust, mal etwas anderes auszuprobieren und dabei Positives zu bewirken.
Die FWA vermittelt seit 2018 Engagements nicht nur in sportlichen, sondern auch in sozialen, kulturellen und kirchlichen Projekten. „Die Interessierten wollen Wissen vermitteln, handwerklich, technisch oder organisatorisch tätig sein, Gruppen betreuen, individuelle Unterstützung bieten, fachlich beraten, oder andere Dinge tun.“ Und das sei nicht nur, wie viele denken, vereinsbezogen. Auch für einzelne Events sei gelegentlich Hilfe gefragt. „Mit uns findet eigentlich jeder eine Aufgabe, die den persönlichen Interessen und Talenten entspricht“, sagt sie.
Aber wo liegen die? Die meisten Menschen über 50 Jahre wüssten ganz genau, was sie machen möchten, manche aber wollen einfach nur „was Sinnvolles tun“, ohne genaue Vorstellungen zu haben, berichtet Dagmar Pairan aus ihren bisherigen Erfahrungen. Im Beratungsgespräch fängt sie dann die Motivationen auf und berät: Wo kann die Reise hingehen, passt der Wunsch? Und manchmal stellt sich dabei heraus, dass jemand ein ganz anderes Engagement übernimmt als gedacht. Denn, so erzählt sie, es gibt Aufgaben, die sich manche nicht zutrauen, aber für die sie sehr gut geeignet sind. Als Beispiel nennt Pairan die Sorgentelefone: „Erst wenn ich erkläre, dass es dafür eine monatelange Vorbereitungszeit gibt, in der jemand an die Aufgabe herangeführt wird, fällt die Hemmschwelle davor, sich darauf einzulassen.“