Die Corona-Krise macht es Singles schwer: Bars, Restaurants und Cafés sind geschlossen. Flirten ist – wenn überhaupt – nur mit Abstand und Maske möglich. Dafür boomen Dating-Apps wie Parship, Tinder und Lovoo. Dating auf Distanz, kann das funktionieren?
Im Jahr 2020 waren rund 22 Millionen Menschen in Deutschland Single. Etwa 17,6 Millionen leben in Einpersonenhaushalten. Die Corona-Maßregeln treffen Alleinstehende ganz besonders. Kontaktverbote, Social Distancing, Homeoffice: Es gibt kaum noch Möglichkeiten, sich mit anderen Menschen auszutauschen.
Allerdings brauchen wir soziale Kontakte. Eine Studie der Wirtschaftspsychologin Professor Dr. Wera Aretz von der Hochschule Fresenius zeigt: Die Nutzung von Online-Dating-Angeboten hat im Zuge der Pandemie zugenommen. Die User suchen nach Abwechslung, erotischen Kontakten, Austausch und Spaß. Aber auch der Wunsch zu flirten oder vielleicht sogar die große Liebe zu finden, um das Singledasein zu beenden, spielt eine Rolle.
Die Online Dating-Anbieter gehören zu den Gewinnern der Pandemie. 2020 suchten allein Deutschland 35 % der 50- bis 64-Jährigen und 11 % der über 65-Jährigen Anschluss beim Online Dating.
Wie die Pandemie das Online-Dating verändert
Paar-Therapeut und „Parship“-Coach Eric Hegmann beobachtet ein verändertes Nutzerverhalten: Die Mitglieder der Online Dating-Plattform chatten länger und intensiver miteinander als zuvor. „Es wird vielmehr direkt über tiefgründigere Themen, Ängste und Sorgen gesprochen“, so Hegemann gegenüber dem WDR. Die Menschen sehnen sich in dieser schwierigen Zeit nach Nähe und emotionaler Verbundenheit. Beides entstehe nicht durch oberflächliche Gespräche.
Auch ein neues Auswahlkriterium ist bei der Partnerwahl hinzugekommen: die Einstellung zur Pandemiebekämpfung. Manche Singles daten prinzipiell nur Kontakte, die dieselbe Einstellung vertreten wie sie selbst. Demgegenüber spielen Gemeinsamkeiten wie geteilte Musik- und Filmvorlieben eine ungeordnete Rolle.
Nachdem sich beide Singles eine Zeit lang per Textnachrichten ausgetauscht und besser kennengelernt haben, bieten viele Online Dating-Plattformen wie Parship, Lovoo und Tinder neuerdings Video-Chats an. Den Austausch von Angesicht zu Angesicht ersetzt das Chatten nicht. Letztendlich ist es eine Mischung aus Telefonieren und Treffen.
Video-Call: 5 Tipps für das virtuelle Date
Die Location steht von vornherein fest, die Aktivitäten lassen sich individuell aushandeln. Kaffee trinken, gemeinsam Essen oder einen Film schauen – alles ist möglich. Dabei sitzen beide Dating-Partner gemütlich und sicher in ihren eigenen vier Wänden.
Sie hören die Stimme des Matching-Partners, erleben Gestik und Mimik und bekommen auf diese Weise einen unmittelbaren Eindruck von der Persönlichkeit der anderen Person.
Allerdings ist für das erste Date via Video-Telefonie ein bisschen Vorbereitung nötig:
Outfit: Der erste Eindruck zählt. Schließlich handelt es sich bei der ersten virtuellen Begegnung um ein Date. Also gilt: schick anziehen! Kleidung und Frisur sollten zum eigenen Typ passen. Bei der Wahl der Garderobe ist es wichtig, authentisch zu bleiben.
Beleuchtung: Die Lichtverhältnisse sollten stimmen. Besonders schmeichelhaft ist Tageslicht, das von vorn kommt. Einfach mit dem Gesicht Richtung Fenster setzen. Wer abends um den Einsatz einer Lampe nicht herumkommt, wählt als indirekte Lichtquelle am besten eine Stehlampe mit warmweißen Kunstlicht. Es sollte von vorn und leicht von oben auf das Gesicht fallen.
Hintergrund: Ein unordentliches Umfeld oder „unpassende“ Gegenstände hinterlassen möglicherweise beim Dating-Partner einen negativen Eindruck. Am besten ist eine schlichte und gemütliche Umgebung. Der eine oder andere Gegenstand darf als Gesprächsanreiz ruhig auch gezielt im Hintergrund positioniert werden.
Winkel: Wer frontal in die Kamera schaut, wirkt etwas zu breit. Schuld daran ist der Weitwinkel der Webcam. Ist die Kamera etwas höher positioniert, verschwindet dieser Effekt. Das Gesicht wirkt schmaler. Es genügt in der Regel schon, den Laptop oder das Smartphone etwas erhöht – vielleicht auf einem Bücherstapel – aufzustellen. Die Augen sollten sich beim Chatten etwa auf der Höhe der Kamera befinden.
Position: Zu einer vorteilhaften Selbstpräsentation gehört die richtige Körperhaltung. Im Liegen wirken die meisten Menschen wenig attraktiv. Besser ist es aufrecht zu sitzen. Die Hände sollten zum Gestikulieren frei sein.
Laut Angaben der Dating-Plattform ElitePartner verbringen Singles durchschnittlich 30 Minuten miteinander im Videochat. Der längste Austausch zog sich angeblich über 15 Stunden. Das zeigt, dass der Funke durchaus virtuell überspringen kann.
Trotz Lockdown ein Treffen im echten Leben?
Wer sich als Single der Generation 50plus kein virtuelles Treffen vorstellen kann, lädt den Flirtpartner einfach zu einem Spaziergang ein. Begegnungen sind mit Masken und Abstand nach wie vor erlaubt. Wer sich an die Regeln hält, kann mit dem Online-Dating-Partner beispielsweise durch den Stadtpark schlendern oder einen Schaufensterbummel in der Innenstadt machen. Mit einem Kaffee-to-Go oder einem Picknick im Grünen kann ein solches Date an frischer Luft durchaus gemütlich sein.
Vielen Singles fällt es sogar leichter, miteinander ins Gespräch zu kommen, wenn sie in Bewegung sind. Im Café oder Restaurant sitzen sich beide steif gegenüber. Schüchterne Menschen geraten möglicherweise ins Schwitzen, wenn die Unterhaltung stockt.
Bei einem Spaziergang gibt es immer wieder die Möglichkeit, sich etwas zu zeigen oder Ereignisse in der Umgebung zu kommentieren. Gesprächspausen fallen nicht direkt negativ auf.
Das erste Treffen sollte allerdings aus Sicherheitsgründen keinesfalls zu Hause stattfinden. Dafür bleibt mehr als genug Zeit, wenn sich die Partner besser kennen gelernt haben.
Partnersuche offline?
Ohne Gastronomie, Feste, Treffen am Arbeitsplatz, Kurse und Events ist es kaum möglich, andere Menschen kennenzulernen. Selbstverständlich gibt es nach wie vor Begegnungen in der Arztpraxis, beim Einkaufen oder in der Apotheke. Aber durch die Masken ist es schwer festzustellen, ob überhaupt ein gegenseitiges Interesse besteht.
Hundehalter haben hier einen Vorteil: Sie gehen mit ihrem Vierbeiner regelmäßig vor die Tür. Beim Gassigehen ist es leicht, mit anderen Hundefreunden ins Gespräch zu kommen. Der „Eisbrecher“ ist an der Leine schließlich direkt mit dabei.
Auf diese Weise finden möglicherweise zwei Hundeliebhaber zueinander. Allen anderen bleibt – zumindest vorübergehend – nur die Kontaktsuche über virtuelle Kanäle.
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