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Gut leben im besten Alter

Perlen der Literatur und Schätze des Wissens

Seit 1992 ist der Göttinger Literaturherbst in den Köpfen der Bevölkerung. Seit Mai 2022 ist er endlich würdig und repräsentativ im pulsierenden Herzen der Stadt Göttingen angekommen – im Literaturhaus, unter dessen Dach auch das Literarische Zentrum seinen Platz gefunden hat. Beide großen Literaturvermittler der Stadt arbeiten hier in enger Partnerschaft zusammen. Ein mehr als passender Ort. Denn in diesem 200 Jahre alten Gebäude – in welchem der Steidl Verlag zuvor eine große Druckmaschine beherbergte und Künstlern, die bei ihm ihre Bücher drucken ließen, wohnen konnten – weht ein literarischer Geist, der auch in den neu restaurierten Räumlichkeiten kreativ weiterwirkt.

Schreitet man durch das große Portal hinein, lässt man die trubelige Nachbarschaft mit ihren vielen kleinen Geschäften hinter sich und atmet erst einmal – Weite. Ein wohliges Holzambiente im Empfangsbereich mündet in einen langgestreckten Saal, umgeben von einer Papierwand, der bis zum Innenhof reicht. „In unserem Festivalzentrum lassen wir nach den Veranstaltungen die Abende ausklingen. Es ist ein schöner Brauch, dass zum Abschluss eines Tages Autorinnen, Organisatorinnen und das Publikum bei kleinen Speisen und guten Getränken von Jacqueline Amirfallah in lockerer Atmosphäre zusammenkommen“, sagt Pressesprecherin Nina Hornig. Und schon entsteht vor dem inneren Auge ein lebhaftes Bild in dieser perfekten Kulisse.

Ein dahinter liegendes enges Treppenhaus führt vorbei am Literarischen Zentrum im 1. Stock zum Literaturherbst im 2. Stock. Hier, in der loft-ähnlichen Büroetage laufen organisatorische Fäden zusammen, werden Förderanträge geschrieben, Sponsoren überlegt und – Ideen gesponnen. „Bei diesen Prozessen ist unser Team entscheidend, das aus allen Altersschichten besteht. Jede Generation bringt ihre eigenen Perspektiven, Kenntnisse und Kontakte mit, hat andere Themen und Herangehensweisen. Diese große Bandbreite spiegelt sich in unserem vielseitigen Programm, das für alle etwas bietet“, erklärt Nina Hornig.

Die Handlung
„Das Festival ist ein Zusammenklang von allem: besonderen Orten, nahbaren Autorinnen, literarischen Höhepunkten, klangvollen Schauspielerinnen, mitreißenden Geschichten, gesellschaftlichen Denkansätzen, spannenden Debatten, stimmungsvoller Musik und einem wunderbaren Publikum“, so beschreibt Pressesprecherin Nina Hornig den Literaturherbst. Aus der Vielfalt von rund 80 Kapiteln bzw. Abenden hier eine kleine Auslese:

Regionale Schauplätze
„Nein, sagen Sie jetzt nichts.“ Doch! Der 100. Geburtstag von Loriot wird in der Stadthalle Northeim gefeiert – der Stadt, in der Vicco von Bülow sein Not-Abitur absolvierte. „Sie haben da was!“ Ja, ein Stück mit dem Jungen Theater Göttingen, bei dem Evelyn Hamann 1978 ihr erstes Engagement bekam.
Im PS.SPEICHER Einbeck präsentiert Schlagerstar Roland Kaiser im Gespräch mit Moderator Sven Lorig sein Buch „Live – Das Roadbook“.
Heiße Sache. „Schockwellen“ bei der KWS! Ihr Buch voll energiepolitischer Analysen und Zukunftsgedanken stellt Ökonomin Claudia Kemfert beim Saatgutspezialisten in Einbeck vor, der seit dem Jahr 1856 Zukunft sät.
Gänsehaut pur. Mut braucht es für die Mord-Geschichte in den finsteren Gemäuern der Burg Hardeg. Denn es wird völlig dunkel, wenn Krimi-Autorin Christine Brand aus ihrem Buch „Der Feind“ düster-heiteres zum Besten gibt, in Begleitung des Lights Out Orchestra.
„Einmal waschen, lesen, föhnen bitte“. Der Friseursalon Andreas Hair Design in Uslar bietet das authentische Ambiente für die Lesung von Ulrike Dotzer aus ihrem Roman „Der Goldene Boden“ – einer Geschichte über drei Friseur-Generationen, das Schönsein und den Schmerz.
Landadel verpflichtet. Im Kursaal von Bad Lauterberg, der einen Hauch ländliche Geschichte versprüht, lebt die Vergangenheit einer Familie auf, die mit Herz und Witz bewältigt wird. Anne Gest-
huysen präsentiert ihren Roman „Wir sind schließlich wer“ auf großer Bühne – auch zur Freude von „Die Buchwichtel“-Inhaberin und Kooperationspartnerin Susanne Kinne.
Zu spät für die Liebe? Eine herzerwärmende Antwort darauf gibt Ewald Arenz mit seinem Buch „Die Liebe an miesen Tagen“. Schauplatz der emotionalen Reise ist das historische Rathaus von Duderstadt.

Seiten der Gesellschaftskritik
Mit Lea Bonasera, Mitgründerin der Letzten Generation und Autorin des Buches „Die Zeit für Mut ist jetzt!“, wird die Frage diskutiert: Was bedeutet ziviler Widerstand?
In eine moderne Form der Literatur gegossen bringt Eva Müller mit ihrer Graphic Novel „Scheiblettenkind“ das Thema Prägung im bildungsfernen Milieu vom bebilderten Papier zur Debatte.

Berühmte Protagonisten
Ferdinand von Schirach: Erstmalig erlebt man ihn als Schauspieler mit einem Monolog aus seinem aktuellen Buch
„Regen“ – eine persönliche Geschichte über das Großartige und das Schreckliche unserer Zeit.
Daniel Kehlmann: Einen literarischen Bogen von der Erfindung zur Wahrheit spannt er bei der Lesung aus seinem im Oktober erscheinenden Buch „Lichtspiel“ über den großen Regisseur G.W. Pabst.
Benno Fürmann: Der Schauspieler und Synchronsprecher leiht der Neu-Erscheinung „Valentinstag“ von Richard Ford seine Stimme, für dessen Hauptfigur Frank Bascombe der Weg das Ziel ist.
Bonnie Garmus: Die Amerikanerin präsentiert ihr Erstlingswerk, den internationalen Bestseller „Eine Frage der Chemie“. Antworten darauf sucht die wissenschaftliche Hauptfigur in einer TV-Kochshow.
„Twelve points, douze points“ – Der langjährige ESC-Kult-Kommentator
Peter Urban alias „Urban Pop“ fachsimpelt in der Sheddachhalle im Sartorius Quartier mit dem Hörfunkjournalisten Ocke Bandixen über Rio Reiser. Hört, hört! In Kooperation mit dem NDR kann man den Stimmen beim Live-Podcast auch aus dem Off lauschen.
Helge Schneider: Der einzigartige Entertainer warnt vor seinem neuen Buch „Stepptanz“, in dem sein alter Ego Kommissar Schneider die Welt nicht mehr versteht: „Nur eins ist sicher: Nichts für schwache Nerven.“
Robert Seethaler: Im „Café ohne Namen“ erzählt er vom Leben in Wien der 1960er Jahre und einem Viertel, das Menschen mit ihren eigenen Geschichten prägen.
Matthias Brandt und Johanna
Wokalek: Sie lesen das persönliche Zeugnis einer großen, dramatischen Liebe vor, das zugleich Weltliteratur ist: Den Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch, der erschienen ist unter dem Titel „Wir haben es nicht gut gemacht“.
Hubertus Meyer-Burkhardt und
Bernhard Hoëcker: Völlig unvorbereitet lassen sie sich auf ein Stand-Up ein, ohne Netz und doppelten Boden. Ein Impro-Abend der überraschenden Art – LOL.

Preiswürdige Höhepunkte
Wer bekommt im Herbst den Deutschen Buchpreis? Man darf gespannt sein, wer als Preisträgerin die erste offizielle Lesung des ausgezeichneten Werks nach der Frankfurter Buchmesse beim Literaturherbst geben wird. Doppelte Freude wird sich einstellen, wenn die Preisträgerinnen des NDR-Sachbuchpreises und des Life-
ScienceXplained | Sartorius Preis für neue Kommunikation auf die Bühne gerufen werden.
Die Preisträger des diesjährigen
Samuel-Bogumił-Linde-Preises – der Literaturpreis von Göttingen und seiner Partnerstadt Thorn – sind im Rahmen ihrer Lesung beim Festival zu erleben.

Wissenschaftlicher Exkurs
Ah Wissen! Der Streifzug durch die verschiedensten Disziplinen wird innovativ, überraschend und vor allem für alle verständlich: Populär, unterhaltsam und ganz entscheidend für das Publikum wird es beim Science-Slam.

Sonderseiten
Programmpunkte in Einfacher Sprache sind die Aufführung „Der große Gatsby“ der stillen hunde und eine Lesung in Kooperation mit dem boat people project. Vier Highlights aus dem Programm werden in Gebärdensprache gedolmetscht.

Happy End
Den Abschluss im Deutschen Theater bestreitet die Band DOTA mit Liedern zur wunderschönen Lyrik von Mascha Kaléko, einer Dichterin der 1920-/30-Jahre.

Die Danksagung

„Es macht Spaß, ein so großes Programm zusammenzustellen, darüber nachzudenken, mit wem man welche Idee realisieren kann, und wer welche Kontakte einbringt“, sagt Nina Hornig. Mit dem Literarischen Zentrum hat der Literaturherbst im Bereich der Programmplanung einen ganz starken Partner an der Seite. Dazu kommen die vielen Querverbindungen, die oft überraschende Möglichkeiten ergeben – zum Beispiel mit den Max-Planck-Instituten, der SUB und der Uni Göttingen, der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften oder den Kooperationspartnern im Umland. Alle zusammen tragen zum Gelingen des Festivals bei. Doch der Literaturherbst hat noch ein weiteres Geheimrezept: nachhaltige Beziehungspflege.
Autor*innen werden gut untergebracht, auf ihren Wegen begleitet und rundum betreut, so dass sie selbst gerne wiederkommen und weiterempfehlen. Auch Verlage und Agenturen schätzen das gewachsene Netzwerk. „Wir haben eine große Vertrauensbasis, die vieles möglich macht“, beschreibt es die Pressesprecherin.
Dazu kommen die persönliche Atmosphäre, die guten Gespräche, die meist fußläufige Erreichbarkeit, die Nähe zum Publikum, das Einhalten des technischen Versprechens, dass Akustik und Licht stimmen – zusammengenommen kann die Region stolz sein: Der Göttinger Literaturherbst hat einen guten Ruf. Und ruft nun auf zum Besuch der literarischen Perlen und Schätze des Wissens.

Spannend und nachdenklich, voller Überraschungen und unterhaltsam – auch der Band 2023 ist ein kreatives Highlight. Wie gut, dass der Literaturherbst ein Fortsetzungsroman ist!